Thursday, July 14, 2005

Filme, Philsophie und Zuschauer

Vor kurzer Zeit war ich wieder einmal im Kino und habe mir die modernen Blockbuster aus Hollywood angetan. Interessanterweise waren einige ziemlich interessante und gute Filme dabei, wie Million Dollar Baby oder Batman: Begins. [1]

Doch gerade im letzteren Fall zeigt sie, wie die Denkweise in Deutschland in der Zwischenzeit sozialistisch und pessimistisch verändert wurde. Wir galten schon immer als ernstes und selbstkritisches Volk, doch trotz allem hatten wir so geniale Erfinder und Wissenschaftler in unseren Reihen, die uns weiter brachten und mit uns die ganze Welt. Auch kann ich weder Hermann Hesse noch Alexander Humboldt unterstellen, dass sie einen pesimistischen Ausblick auf sich und die Welt hatten, nicht einmal Sir Peter Ustinov hatte dieses tragisch-deutsche Gen.

Doch woher kommt dieser nihilistisch-perspektivische Ausblick auf Welt und Gesellschaft dann? Und warum trifft man ihn so oft im Linken Spektrum und dem punkigen Spektrum der Gesellschaft?

Es zeigt sich schon in der Beobachtung des deutschen Kunstkino-Publikums, dass sich hin und wieder in Blockbuster-Movies traut. Es scheint, als seien alle Filme, die Idole und Helden mit starker und positiver Vorbildsfunktion zeigen, schlechte Filme, Filme ohne Charakter oder der StandART-Spruch "Ein Film ohne Tiefgang".

Doch genau da, denke ich, haben wir das Problem, was denn der gehobene Kinobesucher als tiefgängig betrachtet. Er mag eher solche Filme wie Machinist, Fight Club, 11:40, die Fetten Jahre sind vorbei etc. In all diesen Filmen gibt es eine moralisch sehr fragwürdige und oft pessimistische Aussicht auf das Leben, die Gesellschaft und die Philosophie und gerade das letztere ist integraler Bestandteil unseres Lebens.
Sicher sind einige Filme gerade aus objektiv-aesthetischen Gesichtspunkten ziemlich gut-gemachte Filme, dennoch sind sie auf eben der tiefgründigeren philosophischen Ebene absolute Tiefpunkte.

Und gerade hier finde ich es interessant, wie das Publikum auf Batman: Begins reagiert. Während viele Menschen, die nicht viel mit Kino zu tun haben und hinein gehen um einen Film über Superhelden zu sehen, erfreut und enthusiastisch herausgehen, so verlassen Art-Film-Liebhaber diesen Film auf gänzlich andere Weise. Sie zerreisen ihn als Produkthollywoods, als typisch amerikanische Verzerrung der Realität und was auch immer.
Sie beschäftigen sich nicht eine Sekunde mit der tieferen Ebene, mit der moralischen Problematik, den Prämissen die Batman treffen musste, um das zu werden was er ist und wie es filmographisch umgesetzt wurde. Nein, ein schlichter Hollywoodvergleich und eine typische Helden-Superman-Story sind die einzigen Betrachtungspunkte, die jene Pessimisten an sich heranlassen.
Dabei sind gerade Heldenfilme etwas, was man schon lange vermisst und zwar solche Helden, mit denen es sich zu identifizieren lohnt. Es zeigt Menschen, die moralisch integer sind und gleichzeitig nicht in ein Stereotyp fallen. Vielleicht sind sie ja deshalb so verhasst, weil gerade jener Typ Mensch reich+erfolgreich diesmal nicht in das alte Muster "Böse und Unmenschlich" fällt.

Vielleicht ist es aber auch philosophischer Kampf zwischen der Weltansicht der Objektivisten und der Nihilisten, wobei letztere nichts mehr mit Nietzsche gemeinsam haben. Nietzsche war ein Vertreter des Antiauthoritismus und nicht, wie fälschlicherweise aus Bezügen zu kontemporären Ansichten zeitunabhängig entnommen, ein Nihilist.
Und gerade hier sehe ich ein großes Problem in Deutschland, denn philosophisch sind wir destruktiv geworden, nicht nur mit Marx und Engels oder Schopenhauer, sondern auch mit der Moderne.

Liberté so long

[1]http://rogerebert.suntimes.com/apps/pbcs.dll/article?AID=/20050613/REVIEWS/50525003/-1/email_headlines

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