Tuesday, August 04, 2009

George Orwell – Shooting an Elephant (1936)

Diese Geschichte stammt wieder aus seiner Zeit in den süd-asiatischen Kolonien Englands. Es geht um seine Zeit im Dienste der Kolonialmacht (als Polizist) und wie er nun diese Zeit als keine ruhmreiche Zeit seiner Vergangenheit ansieht bzw. wie er zu diesem Eindruck kam.

In dieser Kurzgeschichte erkennt Orwell die Probleme des Imperialismus und wie sich in dem Versuch der “gnädige” Imperialherr zu sein, sich ein Land bzw. seine dortigen Vertreter doch moralisch-ethisch an die Erwartungshaltung der Eingeborenen ketten. In der Geschichte geht es offensichtlich erst einmal um die Tötung eines Elefanten, der ausgebüchst ist. Die Einheimischen zeigen sich unkooperativ, bis der Elefant einen Toten fordert und sich Orwell bereit erklärt den Elefant zu schießen.

Die Einheimischen freuen sich und folgen dem Spektakel, weil Orwell die Erwartungen, die an einen weißen Eroberer gestellt werden, erfüllt. Er würde zwar lieber den Elefant nicht erschießen, doch würde er damit wahrscheinlich den Mob (laut seiner Beschreibung etwa einige Tausend Mann) gegen sich aufbringen. Die Einwohner werden dabei genauso stark durch einen zweiten Imperativ getrieben, seiner Meinung nach, nämlich dem Fleisch, dass durch den toten Elefant abfallen würde. Letztlich sieht Orwell keine andere Möglichkeit als den Elefant zu erschießen, auch wenn er sich selbst dafür verabscheut. Und da erkennt er, dass ein Imperialist mehr dem Eingeborenen dient, als anders herum. Denn eines mag kein Kolonialherr haben, eine aufständische Bevölkerung und so muss er sich an die Gepflogenheiten und Erwartungen anpassen, auch wenn er es verabscheut. Damit dient er natürlich weder den Einheimischen, noch sich selbst, verrät er doch so seine eigenen Ideale und Werte, die er gerne weitergeben wollte.

Dies ist natürlich nur eine Seite der Medaille Imperialismus und vielleicht auch die unschuldigste von allen, aber dennoch eine bemerkenswerte. Sie ist mehr aus der Sache heraus erwachsen, denn aus einer a priori Kritik am Imperialismus.

Orwell selbst sagt, dass er den Elefanten nicht hätte töten sollen, da dieses Tier teuer ist und noch dazu ein Arbeitstier, also eine Investition in zukünftigen Mehrwert. Dennoch wurde er durch die kulturellen Gepflogenheiten Burmas dazu gezwungen, genau das zu machen.

Und noch eine viel schlimmere, persönlichere Empfindung des Imperialisten Orwells kommt hier durch: Er hat es doch hauptsächlich nur gemacht, weil er nicht wie ein Idiot vor den Eingeborenen stehen wollte. Diese Egozentrik oder dieser Stolz ist es auch, die dem Imperialismus überhaupt zu Grunde liegt und ihn immer öfter aufheizt.

No comments: