Monday, June 18, 2012

Der Geld-Scheffler revisited

Vor einigen Monaten habe ich mich schon einmal auf diesen Post bezogen. Damals auf eine etwas rüde Art und Weise, weil man sich ja gerne auch einmal aufregt. Doch auch nach einigen Monaten wird er nicht besser. Er hinkt noch an einer anderen Stelle, als nur auf der, welche ich im vorigen Post beschrieben habe.

Es geht um die vorgeschriebenen Lösungsmöglichkeiten, welche Frau Garbaya anbietet. Doch sezieren wir erst einmal los:

Und keine davon geht auch nur ansatzweise in Richtung „Privatisierung der Geldemission“. Die muss – natürlich – staatlicherseits erfolgen

Natürlich? Was ist daran natürlich? Jemand der natürlich schreibt, schließt einen Haufen Argumente aus. Leider gibt sie dafür erst einmal keine Begründung an, warum das denn so offensichtlich sein sollte. Immerhin waren bisher alle Lösungsmethoden, die probiert wurden, staatlich.

wobei mit dem Wort „Staat“ bestimmt nicht die bekannten Organisationen, Behörden und Institute gemeint sind. Erst recht nicht deren Besetzung.
Sondern? Wie sollte sich denn der Staat dann organisieren, oder die jetzigen Institutionen? Auch hier fehlt etwas, nämlich ein Lösungsansatz der dem Aufschrei folgt. Wir wissen alle, dass unsere heutigen Behörden nicht perfekt sind, nicht rational und nicht ohne Overhead. Jedoch kennen wir auch kaum effektive Möglichkeiten dies mit herkömmlichen Mitteln aus der sozial-demokratischen Trickkiste zu lösen. Institutionen sind Menschen und Menschen sind fehlbar. Menschen agieren nach Anreizen und eigenen Trieben (oft moralischen Mustern). Die Folgen der staatlichen Anreize sind dabei das Hauptproblem, da sie das Handlen der Personen zur Folge haben.

Der nächste Abschnitt ist höchst verwirrend:

Doch die dem Warenangebot gegenüberstehende Menge an Geld muss nicht nur „begrenzbar“, sondern in der Tat auch „begrenzt“ sein, damit überhaupt eine Preisbildung vonstatten gehen kann. Es ist doch gerade die Unmöglichkeit, wirklich „Herr über die Geldmenge“ zu sein – sie also gezielt steuern zu können (bei Bedarf zu erweitern, oder aber auch zu verringern) – die das Preisgefüge so stört und destabilisiert. Und bei der aktuellen Währungsmacherei gilt noch nicht einmal, dass erst viele Köche den Brei verderben – da reicht schon einer, der keine Ahnung hat. Wie sollen „mehr Ahnungslose“ etwas erreichen können, das besser ist als das, was derzeit eine inkompetente Notenbank anrichtet?

In der Tat ist doch die Menge des Geldes begrenzt, wenn auch nur temporär. Ob das jetzt 10 oder nur 1 oder 100 Menschen entscheiden, macht kaum einen Unterschied. 1 Mensch kann genauso falsch liegen wie 100. Welchen also sollte man auswählen? Nach welchem Muster sollte man ihn wählen? Welche Eigenschaften muss er haben? Wie verhindert man Falschwahlen? Wie findet man das gewünschte Preisgefüge? Wann stört man, wann destabilisiert man es? Wie kann man herausfinden, was jetzt gerade zutrifft.

Die Geldemission muss aus einer Hand erfolgen! Und zwar aus einer, die absolut keinen privaten Interessen folgt, sondern allein der „Erhaltung des allgemeinen Preisniveaus“ verpflichtet ist. Und dies darf nicht von der „moralischen Verfassung“ eines Menschen abhängig sein
Immer noch: Wessen Hand? Welches Preisniveau schwebt einem denn vor? Jedes Preisniveau bildet sich AUCH (wenn auch nicht ausschließlich) auf Grund einer moralischen Verfassung und einem höchst privaten Interesse. Das private Interesse macht doch gerade den Preisunterschied am Markt aus. Für den einen ist 1 l Wasser 1,20 € Wert, für den anderen, in der Wüste, ist er 120 € wert. Der Unterschied ist ein privates Interesse, eine moralische Verfassung sogar noch.

Wem also sollte man es überantworten? Einem perfekten Computer? Vielleicht, aber es gibt bisher keine AI, die das könnte. Die meisten gut geeichten Programme haben nicht einmal die Weltwirtschaftskrise berechnen können.

denn wo wäre nach so vielen Jahren Kapitalismus noch ein moralisch einwandfreier Mensch mit dem nötigen Geld- und Wirtschaftswissen zu finden?

Meine Deutsch-Lehrerin hätte gesagt: Zusammenhang? Warum sollte man nach vielen Jahren Kapitalismus keine moralisch einwandfreien Menschen mit VWL/BWL-Kenntnissen finden? Es ist immer leicht dem intellektuellen Gegner moralische Verfehlungen vorzuwerfen. Es ist auch der größte Fehler den Fanatiker gerne machen. Aus einer rationalen Debatte wird ein moralischer Glaubenskrieg gemacht bei dem es entweder gut oder böse gibt; moralisch gesehen.
Kein guter Ansatz für eine Debattenkultur, meiner Meinung nach.

Das Geld selbst muss so gestaltet sein, dass es nicht mehr dazu taugt, einigen wenigen „Glücklichen“ Vorteile gegenüber anderen Wirtschaftsteilnehmern zu verschaffen. Die „Akkumulationstendenz“ des Geldes muss also aufgehoben werden. Dieses Wunder vollbringt ein so genanntes „umlaufgesichertes Geld“, auch „Freigeld“ genannt. Ein Geld auf jeden Fall, das mit einem Ablaufdatum versehen ist.

Jetzt kommen wir zur Crux bzw. zu dem Punkt an dem der Sozialismus bzw. der Neid gegenüber den Reichen durch kommt. Sind die "Glücklichen" wirklich "glücklich", oder haben sie sich ihr Geld verdient? Versucht nicht jeder sich Vorteile gegenüber seiner Wirtschaftsteilnehmer zu verschaffen? Versuchen nicht hier auch gerade "sich-benachteiligt-fühlende" gegenüber anderer Wirtschaftsteilnehmer einen Vorteil zu verschaffen? Es gibt immer Akkumulationstendenzen. Es muss nicht einmal Geld sein, da Geld nur ein Schuldschein für einen schon erhaltenen Wert ist. Ein Geld mit Ablaufdatum würde nur dazu führen, dass anstatt dieser Währung andere Mittel gehalten werden. Machen Sie doch einen Vergleich. Welches Geld würde eine Gruppe von 20 Menschen wohl gerne halten; Eines das in einer Woche abläuft, oder eines das jedes Jahr 2% seines Wertes verliert. Sie werden gleich sehen welches Geld genommen wird.
Letzteres ist ungefähr gemittelt unser heutiges Papiergeld. Es ist also in gewisser Weise auch zeitlich terminiert, nur eben für sehr große Zeitabschnitte.

Es erschließt sich einem also nicht was an diesem "Freigeld" besser oder anders sein soll. Es ist genauso terminiert, nur eben von einem einzigen Diktator, anstatt einer Gruppe. Eine einzelne Gruppe ist auch hier verantwortlich dafür zu sehen wie groß die Geldmenge ist und wann das Geld an Wert verliert (warum sonst würden so viele in Gold flüchten?).

Es ist genau diese Art von Zentralismus, die mit ein Grund für die Intensität der Krise in Europa und den USA war. Warum kam Kanada so viel besser durch die Krise? Es lag wohl auch mit dabei, dass die Anzahl der Großbanken mit hohem Leverage-Anteil viel kleiner war. Das kanadische System ist dezentraler und damit kann es leichter den Tod einiger Banken überstehen. Kanadas Garantien für Privatanlagen wurden selten genutzt und wenn dann handelte es sich um kleine Beträge. Ein sehr guter Beitrag zu eben diesem Phänomen findet man hier von George Selgin. In diesem Beitrag kritisierte er die Vorlesung von Ben Bernanke dem Chef der US Notenbank.



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