Saturday, October 05, 2013

Re: Erderwärmung: Klimaphysik ist keine Metaphysik

Schon der Titel ist einladend und hätte auch einem Gegner des Katastrophenklimatismus gut gepasst. Der Artikel selbst ist sehr polemisch, setzt sich allerdings auchmit einem Polemiker von der Gegenseite auseinander. Jedoch sind erstaunlich wenige belegbare Fakten in Ihm erhalten und wenn dann wurde die Wahrheit nur am Rande touchiert. Man muss nicht mal lange suchen, um einige der Aussagen als sehr löchrig anzusehen. Aber man lese ihn doch einfach selbst.

Man darf natürlich von einem Politiker nicht zu viel erwarten, von einem Grünen erst Recht nicht. Es ist auch mal wieder schön zu sehen, dass der Herr der Gegenseite üble Motive zum Schaden der Menschheit unterstellt, so macht man sich natürlich noch diskusionswürdiger.
Doch suchen wir uns einmal die Fakten aus diesem Machwerk heraus.

Der ARtikel beginnt mit einer Referenz auf die Milleniumziele. Das ist schön und gut, aber hat nicht wirklich viel mit Klimaerwärmung zu tun, dass würde sogar ein Michael Mann zugeben müssen. Milleniumsziele ist ein UN-Programm, dass gewisse weltweite Ziele zum sozialen Fortschritt formulierte, die alle samt sehr optimistisch waren. Allerdings sind das politische Probleme, die weniger mit irgendeiner Klimaerwärmung zu tun haben, sondern mit lokalen, regionalen Wirtschaftsproblemen. Auch in Europa und den USA, Canada und Australien gibt es Dürren, Stürme, Tornados und Ernteausfälle, trotzdem ist das Leben dort relativ sicher.

Dann bezieht er sich auf einen alten Kommentar in der Welt, den ich nicht so leicht finden kann, weil man keinen Titel angibt (setzen, 6!) und nur das Datum. So kann auch keiner der Leser dies überprüfen. Herr Palmer ist wohl noch nicht im 21. Jhr. angekommen, man kann dort auch Links im Web einfügen, das geht ganz schnell! Aber lassen wir diese Unsauberkeit mal aussen vor, wahrscheinlich herrscht hier eh wieder nur Polemik.

Kommen wir lieber zum neusten Sachstandbericht der IPCC AR5. Ja, sie warnen in einem fiktiven Szenario mit 5° Temperaturerhöhung vor eben jenen Hungerkatastrophen, allerdings auch nur MÖGLICH. Es wurde keine Aussagewahrscheinlichkeit genannt, was einen etwas stutzig machen kann. Für die Zeit zwischen 1880 und heute gibt es übrigens keinen statistischen Beleg, dass solche Katastrophen zu genommen haben. Tatsächlich haben die Menschen heute mehr zu Essen als damals und können besser mit immer noch gleich starken Naturkatastrophen umgehen.

Hier hat er auch einen interessanten Punkt, den man aufgreifen sollte:
jene Gegenden und Gesellschaften verheeren wird, die heute schon unterentwickelt sind und nicht unsere technischen und ökonomischen Möglichkeiten zur Anpassung haben.

Der letzte Halbsatz sollte eigentlich jedem zu denken geben, der diesem Politiker sofort geglaubt hatte. Er empfiehlt also unsere Wirtschaftskraft und unser Wachstum einzuschränken, damit wir ganz sicher NICHT die Möglichkeiten haben uns anzupassen, wenn eine Katastrophe kommt (die übrigens auch bei 1 °C weniger kommen würde). Das klingt nach einem vernünftigen Plan. Sehen Sie, Herr Palmer ich kann auch polemisch sein. Hier treffe ich jedoch auf einen tieferen wunden Punkt, er beschwört zwar die Klimakrise, kann aber keine Auswege zeigen, denn eine blose Arretierung oder Senkung auf das Niveau von 1880 würde uns ja auch nicht vor regionalen Wetterschwankungen, wie Dürren oder Sturmfluten beschützen, die gab es schon damals (siehe Hamburg, siehe Frankreich).

Danach setzt er sich weiter mit dem anderen Artikel auseinander, was nichts weiter als Ad-Hominem und politisches Geblubbere ohne Fakten ist.
Wahrscheinlich hat er dann aber mit seiner Annahme das 99% der wissenschaftlichen Publikationen den menschengemachten Klimawandel akzeptieren Recht. Erstens müssen Sie das um Fördergelder nicht zu verlieren und zweitens ist das so generell ja auch nicht falsch! Wir haben das Klima seit über 4000 Jahren beeinflusst, seit dem wir angefangen haben Holz zu fällen und später dann Städte und Straßen zu bauen. Agrarland sehe in der wilden Natur auch nicht so aus, wie es heute aussieht. Ich glaube aber das meint er nicht, er meint damit seiner Ideologie folgend "böse Methoden", wie fossile Brennstoffe zu verbrennen und deren Abgase CO2 in die Atmosphäre  entweichen zu lassen. Tja, aber mit diesen Brennstoffen und dieser Konzentration erklären sich gerade mal bis zu 1°C Temperaturunterschied zum Beginn der Industriellen Revolution. 1°C ist aber nicht tragisch und führt auch nicht zu irgendwelchen Katastrophen.
Alle wissenschaftlichen Skeptiker verneinen das nicht einmal, sie sagen aber dass die Feedbackwirkung von 2-6°C irrational und unbelegbar ist.

Es gibt einen wissenschaftlichen Konsens über die seit 1960 gemessene Zunahme der Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre um 20 Prozent und den daraus folgenden Treibhauseffekt, der vergleichbar mit der Einigkeit darüber ist, dass die Gravitation Äpfel zur Erde fallen lässt. Klimaskeptiker sind Leute, die an die Stelle dieser Erkenntnis obskure Alternativerklärungen setzen, um die menschliche Sucht nach fossiler Energie zu rechtfertigen.
Hier seine Zitat und oben hat man ja die einfache Widerlegung gelesen. Es scheint mir, dass ich mehr darüber weis, wie er denkt, als er über wie ich es tue. Das ist übrigens wissenschaftlich schon untersucht worden: Liberale Theoretiker können sich besser in die Vorstellungen von Konservativen und Linken hineindenken und deren Argumentation imitieren, als dass dies Linke oder Konservative bei Ihnen können. Das liegt wohl ein bisschen in unserer Natur als Parteienloser.
Es regt mich oft wirklich auf, dass andere Leute so negativ argumentieren, als ob Sie nicht einfach ein bisschen Abstand von Ihrer politischen Meinung nehmen könnten. Zu diesem Thema kann ich nur Arnold Kling's Buch "The Three Languages of Politics" empfehlen.

Auch die Temperaturen steigen schon seit 1998 nicht mehr und nicht erst seit 2007 und besonders in den Tropen (dem Ursprung der Wärmeentwicklung) gibt es sogar eine noch gnadenlosere Abweichung von Simulation und Daten. Man könnte meinen der Politiker hätte nicht den Sachstandsbericht, sondern politischen Bericht der IPCC gelesen. Damit ist er natürlich schlecht informiert und dem Gegner schlechte Informationsaufnahme zu attestieren, anstatt seine Argumente zu widerlegen, dass ist typisch für Journalisten und Politiker.

Es stimmt zwar, dass man genaue Vorhersagen auf Jahr, Monat und Grad nicht leisten kann, aber globale multi-decadische Trends sollten dann doch nachvollziehbar sein. Doch schon bei der PDO (pazifischen dekadischen Oszillation) haben diese Modelle Probleme, was einem zu denken geben sollte.



Auch dieses Zitat ist eine Fehlzündung sonders gleichen:

Und gleich, welches Szenario man innerhalb der wissenschaftlichen Unsicherheit zugrunde legt, die Kosten und Konsequenzen des Klimawandels rechtfertigen in jedem Fall den Begriff "Katastrophe".

Das ist der schnelle Weg zum Endsieg, oder wie soll man die Abwesenheit jeglicher Wahrscheinlichkeiten und Risiken deuten. Sollte der Klimawandel so eintreten, wie von Ihm prognostiziert, dann wäre das tatsächlich eine Katastrophe. Aber auch ein Asteroideneinschlag ist eine Katastrophe, und dennoch bewegen wir nicht alle finanziellen Mittel und Möglichkeiten, um ihn zu verhindern. Das ist übrigens ein großer Fehler, zumindest nach Tyler Cowen, da ein solcher Incident wesentlich wahrscheinlicher in dern nächsten 300 Jahren ist als die Klimakatastrophe.

Über die Eisschmelze mag ich jetzt nicht reden, dass ist ein ganz anderes Thema, wie auch der Meerwasserspiegelanstieg. Außerdem hat der junge Mann sich jetzt schon genug um Kopf und Kragen geredet, als das man ihm auch noch hier einige Denkzettel verpassen muss.

weitere Quellen:

UN IPCC AR5 Models and Criticism - summary by Reason.com
The 2013 IPCC AR5 Report: Facts vs. Fiction




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