Saturday, May 31, 2014

Strategiekritik: Grünen und Ihre Neuausrichtung

Die Grünen wollen mal wieder mehr Richtung Ökologie gehen. So sagt es zumindest die Wirtschaftsexpertin der Grünen aus dem Südwesten ("Expertin"). Leider gibt es ein kleines Problem. Die drängensten Probleme im Umweltschutz wurden alle in den letzten 30 Jahren mehr oder weniger behoben:

  • Ozonloch: FCKWs wurden verboten
  • Gewässerschutz: Naturschutz wurde hier nachweislich ausgedehnt (sehr zum Nachteil von Kayakfahrern)
  • Luftschutz: Die Qualität der deutschen Atemluft ist selbst in großen Städten ausreichend gut
  • Waldsterben: Deutscher Wald ist in der Zwischenzeit wieder bei bester Gesundheit

Viele dieser teilweise wichtigen Aspekte konnten mit nur geringem finanziellen Aufwand umgesetzt werden. Deshalb mussten die Grünen immer weiter höhere und schwerer zu erreichende Ziele aufgreifen. Global Warming, Recycling und Dosenpfand, Elektromobilität, Energiewende, Verbot von "GMO"s u.ä., komplettes Rauch- und Alkoholverbot. All dies sind Ziele, die nicht mehr einfach oder gar wirtschaftlich erreicht werden können und deshalb wesentlich teurer, oft zu teuer für Volkswirtschaft.

Einige der Ziele laufen sogar dem selbsterklärten Grünentum entgegen. Der Kampf gegen GMOs zum Beispiel ist tief anti-wissenschaftlich und vor allem im Eingedenken der eigenen Grünen Ideologie und Ihrem Vertrauen auf Ehrlich's Prognosen des Weltuntergangs auch nicht nachzuvollziehen. Wie die Frau im Interview auch schon so deutlich sagt: 9 Milliarden Menschen zu ernähren bedarf 2.5 x der Erde im heutigen Zustand. Wir müssten also entweder unsere Agrarfläche um das 2.5-fache ausdehnen, oder wir müssen unsere Agrarproduktivität um das 2.5-fache erhöhen. Letzteres können wir nur mit hochgezüchteten Pflanzen schaffen, bei denen der Ertrag pro m² um mehr als das doppelte gesteigert wird und dabei auch mit einer hohen Wahrscheinlichkeit entsteht (Schutz gegen Missernte). Anscheinend jedoch bestehen die Grünen auf ersteres, meinen jedoch auch das dafür keine neue Fläche benutzt werden soll. Ein großer Widerspruch, der eben jene Einstellung als unrealistisch aufzeigt. 
Letztlich bleibt dann nur noch die Eugenik bzw. der Nationalismus: Deutsche vor Ausländern.
Im Zweifel sind also dann zu viele Menschen auf dieser Erde und es gibt nur die Alternative einige sterben zu lassen... In die Richtung will ich aber gar nicht gehen, dass überlasse ich gerne den Grünen.


Wir sind etwa bei 80-90% auf dem Diagramm. Wir haben bisher einiges an Geld ausgegeben, aber es hielt sich in Grenzen. Ab jetzt jedoch kauft selbst viel Geld, relativ wenig Umweltschutz, da wir uns der Sättigungsgrenze nähern. Die Sättigungsgrenze kann verschoben werden durch technologische Innovation, diese lässt aber zur Zeit auf sich warten. Es ist also fraglich, warum und ob wir jetzt unbedingt die letzten 10% noch brauchen?
Hier wurde noch nie wirklich viel darüber diskutiert, sondern es immer nur angenommen, dass es unbedingt notwendig ist.

Tuesday, May 13, 2014

"Antikapitalisten" im VWL-Unterricht

Alle Jahre seit der 2. großen Rezession (oder ist es diesmal die große Depression) kommt diese Anklage von, wahrscheinlich, linken Studenten, die meinen das im Fach VWL falsche oder veraltete Theorien gelehrt werden. Man stelle sich vor der gleiche Vorwurf würde von Konservativen in den Fächern Soziologie oder Politikwissenschaften gestellt, dann wäre aber der Reichstrag am brennen *hust*.

Aber schauen wir uns doch mal die jungen Studenten und Studentinnen und Ihre Beschwerden an. Der SpOn hat ja ein wenig hier zusammen gefasst. Die Überschrift ist so groß und nichtssagend - alternative Wirtschaftsmodelle, welche denn? Die von Venezuela oder Nord Korea, oder doch wieder zurück in den Faschismus, die sind übrigens nicht neu sondern von der Geschichte schon aussortiert - und man kann nur hoffen das Herr Piketty nicht wirklich so etwas unterstützt. Es würde sein Buch recht unglaubwürdig machen. Denn genau in diesem scheinen ja eben doch die ganzen Theorien der VWL für seinen Schluß zusammen zu laufen, oder will er uns sagen das er da nur Müll analysiert hat?

Dann wird im eigentlich Text allerdings eine gewisse Lena Kaiser interviewt, die politische Gesinnung *pardon* Theorie studiert. Man weis nicht genau warum sie nicht mehr Ökonomie studiert, aber es lässt einen etwas skeptisch in den Text rutschen.

Als erstes geht man auf die Frage ein, ob denn mit einer alternativen Wirtschaftskultur die Krise umgehbar gewesen wäre, welche Frau Kaiser geschickt umgeht und dann meint, mit effizienten Märkten (gibt es in einer überregulierten Weltwirtschaft wie bei uns kaum), quantitativen Methoden (welchen dann? philosophischen Gedankenspielen? - Ach ja, das Solow-Modell ist doch eher qualitativ oder meint Sie eher Wünsche und Emotionen) und rationalem Homo Ökonomicus gehe es nicht. Nun muss man sagen, dass der Homo Oeconomicus mehr oder weniger eine Erfindung der marxistischen Linken ist und in der traditionellen Lehre, wenn dann nur im übertragenen Sinn vorhanden ist. Heute werden Marktakteure durch mehr als die simplistische Annahme des Homo Ökonomikus emuliert, aber das kann man nach 1-2 Semestern noch nicht wissen.
Übrigens, wenn man führende Ökonomen liest und das hat die Frau offensichtlich nicht (da bin ich als Ingenieur ja schon weiter), dann würde man sehen, dass weder Mankiw, noch Becker (leider tot :/), noch Kling, noch Sumner (und er ist wahrlich kein Mainstream) dies so sehen. Ganz im Gegenteil, sie sagen sogar, dass die Reaktionsmaßnahmen und deren Effektivität zumindest vom Monetarismus sehr gut beschrieben wurden. Und auch bei den Ursachen gibt es einen Haufen Theorien von bekannten Ökonomen, die die Krise erklären - natürlich nur wenige neo-Keynsianische.

Und wie möchte Frau Kaiser weiter gehen? Nun, erstmal den Lehrplan entrümpeln, der ist nämlich voll mit so "sinnlosem" Zeug wie "Theorie des allgemeinen Gleichgewichts". Das sie den Wert einer ideellen Theorie nicht erkannt hat, zeigt sie gleich im nächsten Satz. Sie behauptet, sie wäre so nicht realistisch und deshalb unnütz. Eine Definition x strebt gegen eine Grenze scheint ihr noch nie in die Quere gekommen sein. Man muss nicht 100% zu erreichen, um eine Theorie über die Sättigungsgrenze postulieren zu können.
Auch wenn das allgemeine Gleichgewicht in der "schmutzigen" Realität nicht immer dauerhaft erreicht wird, so strebt der Markt im Allgemeinen bei allen internen Kosten dorthin (Externe oder "Preislose" Kosten sind ein anderes Thema, dass aber auch behandelt wird).

Danach geht es gleich wieder zum Homo Ökonomicus, der nicht alternativlos ist. Ist er auch nicht und es wird viel daran geforscht. Man kann sich da auch viel Wissen im Hauptdiplom (bzw. heute Master) aneignen, wenn man dran bleibt. Das man in Klausuren Fakten und Theorien stumpf wiedergeben muss, geschenkt, musste ich bei Höherer Mathematik auch und wird sie in Politikwissenschaften auch machen müssen. Wir sind hier ja nicht beim kreativen Schreiben, sondern müssen auch mal harte Theorien auswendig lernen.

Theorie kann man aber nur vergleichen, wenn man die Grundlagen und die sind nun mal Status Quo, kennt. Mikroökonomie ist nun mal die Basis auch für die meisten Makrotheorien und im Gegensatz zu diesen weitgehend belegbar. Das keine Bezüge zu aktuellen Themen vorliegen, liegt dann wohl aber eher an ihrem Prof bzw. dem deutschen Lehrsystem, weniger an den Inhalten per se. Was soll man aber auch jemandem erklären, der den Komparativen Vorteil nicht verstanden hat, Lineare Optimierung nicht kennt oder sich in den Grundlagen der Statistik nicht auskennt.

Für Jungforscher, die keine Anhänger der Neoklassik sind, ist es in der VWL schwierig bis unmöglich, Karriere zu machen. Denken Sie nur an die wichtigen Journals, in denen man publizieren muss: Die sind von vorne bis hinten neoklassisch.

Da hat sie wohl recht! Wer nicht anhänger des Monetarismus oder der empirischen bzw. mathematischen Ökonomie ist, hat es tendenziell schwerer eine akademische Karriere zu starten. Neoklassisch muss man dafür aber nicht sein, wie ein gewisser Paul Krugman bewiesen hat.

Ach ja, wer etwas über die Alternative wissen möchte, wird natürlich in dem Interview enttäuscht. Hätte die Frau nämlich gesagt Marxismus, Sozialismus oder etwas ähnliches, dann hätte jeder gleich abgewinkt: Das hatten wir doch schon 20x in der Weltgeschichte, hat immer schrecklich geendet: China, Sowjetunion, Nordkorea, Vietnam, DDR, Venezuela, Brasilien, Chile, Spanien, Deutsches Reich etc.

Ach ja, den Aufruf findet man hier und die einzigen, die es in den letzten 60 Jahren geschafft haben die intellektuelle Vielseitigkeit an Universitäten zu zerstören sind die Linken, denn heute sind die Mehrzahl der Lehrstühle besetzt von Leuten, die in einem linken Echochamber leben; zumindest war das der Fall als ich vor etwas mehr als 4 Jahren an einer technischen Uni studiert habe.

Aber naja, so treibt man die gleiche sau alle paar Jahre durch das Dorf.


Monday, May 12, 2014

Ein Offener Brief zum Greenpeace-Beitrag in der Zeit

Scheinbar gehört Objektivität bzw. die Beleuchtung zweier Seiten nicht mehr zum guten Ton in den deutschen Printmedien (vielleicht gehen Sie ja deshalb langsam vor die Hunde?). Der Zeit fällt bezgl. der Energiewende und den KKW Rückbaukosten nichts besseres ein, als nur einen Greenpeace-Mitarbeiter, H. Riedl, zu interviewen. Im folgenden möchte ich auf dessen Aussagen antworten und versuchen etwas mehr Objektivität in die Debatte zu bekommen, wenn auch vor einem kleineren Publikum.

Die Atomkonzerne, wie er sie so schön nennt, sind schon lange nicht mehr das. RWE, E.On und auch EnBW haben schon lange Kohlekraftwerke, Wasserkraftwerke, Windparks und Solaranlagen. Keine dieser Technologien gibt ihnen jedoch so beständig und preiswert elektrischen Strom und keine macht es auf eine so CO2-neutrale Art und Weise.
Man versucht sich hier als Konzern auch nicht aus der Verantwortung zu stehlen, sondern zieht die Notleine. Schon seit langen haben die großen Konzerne ein Einnahmen und damit ein Profit-Problem, dies liegt vor allem daran das sich die Erneuerbaren nicht rechnen bei den heutigen Strompreisen. Dank der Bundesnetzagentur sind jedoch Preiserhöhungen über einem gewissen Niveau nicht durchsetzbar, sonst gilt es als Kartellverstoß. Jetzt müssten die schwankenden Konzerne auch noch Dekaden von KKW-Gewinnen ausfallen lassen und den Rückbau deutlich zeitlich vorziehen. Deshalb fürchten Sie auch Kosten in 100 Milliardenhöhe in den nächsten Jahren, die Sie so kurzfristig nicht tragen können. Ich denke es würde auch keinen Sinn machen, Sie damit zu belasten, wenn es letztlich nur dazu führen würde, dass sie bankrott gehen. Dann würde der Schaden auch wieder am Staat hängen bleiben und der Steuerzahler müsste einspringen.

Die Frage stellt sich natürlich, wer trägt denn die Verantwortung für den plötzlichen Rückbau. Beide haben eine Verantwortung, aber über die Zeitschiene ist einzige das deutsche Volk und seine Politiker Schuld, zumindest die 90% die dafür gestimmt haben. Sie haben auch keine Milliardengewinne eingefahren, sondern Milliardenumsätze, was nicht das gleiche ist. Wenn die Journalisten und Lobbyisten lernen würden Financial Fiscal Year Reports zu lesen, wäre mancher Diskussion geholfen. Allein für die EnBW war 2013 kein besonders gutes Jahr:

EBIT: 1 Milliarden Euro
EBT: 170 Millionen Euro

2012 war übrigens kaum besser. Die Unternehmen wollen jetzt die Kosten abwälzen, so H. Riedl. Natürlich, es war ja auch nicht Ihre Entscheidung, sondern die der Regierung, mitgetragen von einer überwältigenden Mehrheit der Deutschen, die sich jetzt aus der Verantwortung stehlen wollen, wie so oft.

Sind die 30 Milliarden der Energiekonzerne genug? 30 Milliarden in Rücklagen wird wahrscheinlich nicht für Endlagerung ausreichen. Ob die 44 Milliarden einer non-peer-reviewed nicht einsehbaren Studie von Greenpeace hier richtig liegen, keine Ahnung. Aber wer im Internet immer noch nicht zu Studien linkt, ist auch langsam nicht mehr glaubhaft.

Danach hat H. Riedl allerdings Unrecht. Es liegt nicht nur an den endgültigen Lagerkosten bzw. den Investitionen für ein Lager, sondern vor allem auch von einer Lagerstelle. Genau bei diesem Punkt stellen sich jedoch Gesellschaft und Staat so quer, dass man den Konzernen die Schuld dafür nicht geben kann. Sie haben gar keine Chance eine zu finden.
Stattdessen will H. Riedl die Unternehmen als Geldsäckel benutzen, dass im Notfall immer Geld ausspucken kann.

Tja, und was die Rückholung aus der Asse angeht, die wären nie notwendig gewesen, wenn die besseren Orte nicht aus politischen Gründen und deren Geschacher von der Landkarte verschwunden wären. Damit endet das kurze Interview, dass dem Leser nicht mehr sagt, als das Greenpeace oberflächlich arbeitet oder die Zeit.

Soll der Staat den Rückbau von Kernkraftwerken bezahlen müssen? - Eine Replik auf einen "Energieexperten"

Jan Seibel heißt der Mensch, der beim SWR 1 als "Energieexperte" gilt und er hat heute zu dem "Brandbrief" der Energiekonzerne einen mehrminütigen polemischen Beitrag (hier der Grundtext) geleistet. Klar natürlich auch, dass der Berliner Korrespondent aus der Sicht des grünen Mainstreams und durch und durch staatstreu berichtete. Objektivität gehört auch nicht mehr zu den stärken des ÖR Rundfunks. Man überlegt sich gerne wofür man eigentlich den Demokratiebeitrag zahlt, wenn dabei eine noch subjektivere und einseitigere Berichterstattung kommt, die man auch schon bei Pro7 oder RTL 2 haben könnte.

Eigentlich bin ich solche Beiträge eher aus dem Russischen Propaganda-Sender RTV gewohnt, denn von einer deutschen Medienquelle, die auch noch sich selbst so wichtig nimmt, wie der SWR. Aber was genau war denn da passiert?

Nun, die Energiekonzerne haben die Bundesregierung angeschrieben und sich darüber beschwert, dass Sie die Kosten für den Rückbau nicht alleine übernehmen wollen. Immerhin wurden Sie durch die Energiewende dazu gezwungen frühzeitig zurück zu bauen. Weder konnte also der Rückbaufond mit bisher 30 Mrd. Euro weiter aufgefüllt werden, noch konnten die Gewinne für die Restlaufzeit umgesetzt werden. Da der Ausstieg eine reine Staatsentscheidung mit einem unbeschreiblichen Volkswillen dahinter war, kann man aus Sicht der Konzerne eigentlich schon so argumentieren. Dazu kommt noch, dass ja eigentlich diese 90%, die für den Ausstieg waren, auch generell die Energiekonzerne verdächtigen Schabernack zu treiben und deshalb der Rückbau doch besser staatlich sein soll (Private Unternehmen sind doch eh nur auf Profitgier aus und würden versuchen die Umwelt zu zerstören *hust*). So gesehen sollte es die Grüne Journalie eigentlich nur begrüßen, dass die Unternehmen für den Staat Platz machen wollen.

Aber nein, weit gefehlt, denn da stehen ja Kosten dahinter und selbst solche Menschen wie Herr Seibel, denen Fakten oft etwas befremdlich und langweilig erscheinen, haben langsam Begriffen, die Kosten muss jemand zahlen und das sollen die Unternehmen sein. Jedoch finde ich besonders simplistisch von H. Seibel, dass er alle Argumente der Energieriesen gleich als "falsch" abtut und sich nur oberflächlich damit zu beschäftigen.

Das schöne ist, dass hierbei die Auseinandersetzung auf dem Niveau eines Deutschaufsatzes der 10. Klasse bleibt: Keine Fakten, aber viele Theorien. Er zeigt damit nur, dass ihm Wirtschaft und ökonomisches Denken genauso wie die Naturwissenschaften nicht wirklich nahe sind. Vielleicht ist er sogar so einer, der beim Anblick einer Gleichung schon Angstzustände bekommt, vielleicht auch nicht. Eines ist jedoch klar, es scheint ihm zu viel Gehirnschmalz abzuverlangen mehr als nur Strohmänner zu diskutieren oder sich gar mit der Opposition auseinander zu setzen.
Und auch der SWR1 hat meiner Meinung kaum noch ein Argument für eine Demokratieabgabe bei solch einer niedrigen Qualität und Voreingenommenheit.

P.S.: Sollte ich den Namen des Journalisten falsch geschrieben haben, tut mir dies natürlich leid. So habe ich ihn im Radio gehört und behalten. Leider findet man auch auf der Seite des SWR wenig zu der Person.